Politischer Gedankenaustausch am Kummerower See im Herzen Mecklenburgs

 

Wieder einmal hat sich gezeigt, dass nicht nur Demokratiepädagogik, sondern auch politische Intervention einen solidarischen Gruppenzusammenhalt braucht, damit sich organisatorische Kreativität entfalten kann. Und so war es denn auch: In der Sommerpause haben wir im Ferienland Salem am Kummerower See zu siebt über den (auf 2023 vertagten) Kirchentag und unser Auftreten dort als DeGeDe nachgedacht. Wir, das heißt in diesem Fall Wolfgang v. Rechenberg und Michael Siegel, die die Klausur organisiert haben, sowie Sonnhild v. Rechenberg, Otto Herz, Johanna Glameyer, Armin Scheffler und Kurt Edler. Da wir ohne Termindruck tagen konnten, war nicht nur Zeit für Hintergrundgespräche und biografische Ausflüge, sondern auch für eine historische Stadtführung in Demmin an der Peene.  Die kleine Stadt Demmin ist durch eine historische Besonderheit in den letzten Stunden des 2. Weltkriegs geprägt. Hier kam es 1945 nach dem Einmarsch der Roten Armee zu einer Selbstmordpanik mit über 1000 Opfern – v. a. Frauen, Ältere, Kinder und Jugendliche.  Erst jetzt mahnt der „Garten der Erinnerung“ an die dramatischen Geschehnisse, die zu DDR-Zeiten verschwiegen wurden. Heute engagiert sich die Bürgergesellschaft gegen Naziaufmärsche, die versuchen, das geschichtliche Geschehen für ihre Zwecke propagandistisch zu missbrauchen und vor Pietätlosigkeiten nicht zurückschrecken.

Und wir konnten „tiefer bohren“ als in der Hektik des Alltags, was zu Diskussionen über die Basis unseres Handelns führte: den Zustand der Republik, neue Diskurse und Kontroversen wie z.B. über Identitätspolitik, aber auch kritische Rückblenden auf die Entwicklung des Schulwesens in unserem Land. Otto Herz, politisches Urgestein der Achtundsechziger-Bewegung und einst Schüler von Wolfgang Edelstein an der Odenwaldschule, faszinierte uns mit seinem Plädoyer für die Freiheit und Selbstbestimmung des Kindes und berichtete uns von mehreren neuen Schulgründungen jenseits der technokratischen Staatsschule. Selten haben wir so eingehend über die Meinungsbildungsprozesse bei so wichtigen Ereignissen wie den Kirchentagen gesprochen und dafür noch einmal Revue passieren lassen, was wir auf den letzten Kirchentagen erlebt haben. Im Mittelpunkt unserer spätabendlichen Debatte stand dann die Frage, wodurch die Demokratie gegenwärtig gefährdet ist und was wir den Einflüssen der verschiedenen menschenrechts- und demokratiefeindlichen Bewegungen entgegensetzen können.

Konkrete Absprachen über die Vorbereitung eines DeGeDe-Standes auf dem Markt der Möglichkeiten auf dem kommenden Kirchentag vom bis in Nürnberg rundeten das Programm ab. So ging es u. a. in einem ergiebigen Brainstorming um Möglichkeiten, den Stand nicht nur informativ, sondern vor allem kreativ und witzig zu gestalten. Erfahrungsgemäß helfen geeignete Methoden mit interaktiv-kommunikativer Vielfalt dazu, den Auftritt diskussionseinladend und freundlich-provokant zu konzipieren. Mitstreiterinnen und Mitstreiter sind willkommen – und werden gebraucht. Es ist vorgesehen, dass die Mitwirkenden neben der Standbetreuung genügend Zeit finden, die Messehallen mit ihrer umwerfend bunten Angebotsvielfalt zu erkunden.

 

Für die Arbeitsgruppe Wolfgang von Rechenberg