Anna Mauz von der „Stiftung Lernen durch Engagement“ und Prof. Dr. Markus Gloe von der Ludwig-Maximilians-Universität München haben sich wissenschaftliche Definitionen von „Demokratiekompetenzen“ angesehen und gemeinsam mit Pädagog*innen ein Praxismodell entwickelt, das erwachsene Begleitpersonen in ihrer demokratiebildenden Arbeit mit Kindern und Jugendlichen nutzen können.
Zu Demokratiekompetenzen zählen sie „Einstellungen und Werte“, „Praktische Handlungsfertigkeiten“ und „Wissen und kritisches Denken“.
Im DeGeDe-Podcast sprechen sie u. a. darüber, welche Teilkompetenzen dazu gehören, warum Erwachsene mit Schüler*innen deren Lernprozesse reflektieren sollten, wie Ohnmachtserfahrungen zu Lernerfahrungen werden können und warum die Wahl zwischen „Rennschwein Rudi Rüssel“ und die „Insel der Blauen Delfine“ noch keine wirkliche Partizipation darstellt.
Das Gespräch führte Hanna Mai, OPENION – Projektkoordinatorin bei der DeGeDe e.V
Materialien zum Podcast:
- Himmelmann, Gerhard (2005): Was ist Demokratiekompetenz? Ein Vergleich von Kompetenzmodellen unter Berücksichtigung internationaler Ansätze (Beiträge zur Demokratiepädagogik). Berlin: BLK
- Mauz, Anna/Gloe, Markus (2018): Demokratiekompetenz bei Service-Learning. Modellentwicklung und Anregungen für die Praxis. Berlin: Stiftung Lernen durch Engagement – Service-Learning in Deutschland
- Die ‚Mitte-Studien‘ der Friedrich-Ebert-Stiftung
- Europarat (2018): Kompetenzen für eine demokratische Kultur. Gleichberechtigtes Zusammenleben in kulturell unterschiedlichen demokratischen Gesellschaften
- Veith, Hermann (2010): Das Konzept der Demokratiekompetenz. In Lange, Dirk/Himmelmann, Gerhard (Hg.): Demokratiedidaktik. Impulse für die Politische Bildung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 142-156.
- Haan, Gerhard de/Edelstein, Wolfgang/Eikel, Angelika (2007) (Hg.): Qualitätsrahmen Demokratiepädagogik. Demokratische Handlungskompetenzen fördern, demokratische Schulqualität entwickeln. Weinheim: Beltz.
- Dewey, John (2000): Demokratie und Erziehung. Eine Einleitung in die philosophische Pädagogik. Beltz, Weinheim.
- Barber, Benjamin (1994): Starke Demokratie – Über die Teilhabe am Politischen- Berlin: Rotbuch.
Da seid ihr m.E. an sehr wichtigen Fragen drangewesen. Besonders reizvoll fände ich es, die Gedanken nochmal um den Begriff der „Ohnmachtserfahrung“ kreisen zu lassen. In ihm steckt ja das Wort „Macht“. Macht ist in der Demokratie immer nur geteilt und vorübergehend zu haben. Das Wort hat keinen guten Klang. Man denkt an „Machthaber“. Donald Trump ist wütend, weil er als Präsident kein Machthaber ist. Wenn man mit Kindern über deren „Ohnmachtserfahrung“ redet, sollte man vorsichtig sein; andernfalls könnte ein Viktimisierungsnarrativ entstehen und daraus ein Vorbehalt gegen Staat und Gesellschaft. Oft ist jedoch gar nicht klar, ob die Aktion keine Wirkung hatte. In der Politik stellt sich die Wirkung oft erst langfristig ein, kaschiert sich aber zunächst. Der Innensenator (euer Beispiel aus Hamburg) kann im Gespräch mit den Jugendlichen nicht zugeben, dass er verunsichert ist.
Wichtiger als nach dem sofortigen Erfolg zu fragen ist also zu erklären, wie Politik funktioniert. Demokratisches Handeln braucht Geduld und einen langen Atem. Man darf nicht sofort die Flinte ins Korn werfen. Junge Menschen müssen also lernen, strategisch, d.h. in kleinen Schritten und in langen Zeiträumen zu denken. Deshalb ist Demokratiepädagogik auch immer Politikberatung.