Konfliktbearbeitung

„Konflikte sind Teil des menschlichen Zusammenlebens. Sie sind Ausdruck von unterschiedlichen Interessen, Vorstellungen, Zugriffsmöglichkeiten auf Ressourcen und Teilhabe an Macht.“ (Gugel 2010)

In der Schule treten vielerlei Konflikte auf: Konflikte in der Schülerschaft, Konflikte zwischen Lehrkräften und Schüler_innen, Konflikte im Kollegium, Konflikte mit Eltern, dem Hausmeister oder der Schulleitung.

Dabei versteht man mit der Definition von Friedrich Glasl unter einem Konflikt folgendes:

Ein „Sozialer Konflikt ist eine Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.), wobei wenigstens ein Aktor Unvereinbarkeiten im Denken / Vorstellen / Wahrnehmen und / oder Fühlen und / oder Wollen mit dem anderen Aktor (anderen Aktoren) in der Art erlebt, dass im Realisieren eine Beeinträchtigung durch einen anderen Aktor (den anderen Aktor) erfolge“ (Glasl 1999, S. 14 f.).

Konflikte sind alltäglich, vielfältig und „normal“. Wichtig ist es, wie Konflikte gelöst werden. Unzureichend oder gar nicht bearbeitete Konflikte können das Zusammenleben und das Klima in der Schule und darüber hinaus nachhaltig beeinträchtigen. Destruktiv ausgetragene Konflikte verursachen Ärger, Leid und hohe Kosten; sie können das normale Unterrichtsgeschehen stören, zu starken Einschränkungen oder zu Krankheiten führen und Arbeitskapazität binden. Bei konstruktiver Bearbeitung von Konflikten werden die Sichtweisen der Konfliktparteien anerkannt, damit verbessern konstruktiv bearbeitete Konflikte das Schulklima und führen zu einer Zufriedenheit bei den beteiligten Konfliktparteien. Konflikte sind als Entwicklungschancen zu verstehen, die aufzeigen, wo persönliche, organisatorische und strukturelle Entwicklungen notwendig sind.

Laut Kenneth W. Thomas und Ralph H. Kilman gibt es fünf verschiedene Konfliktbewältigungsmechanismen, auch Konflikttypen oder Konfliktstile genannt:

  1. Kämpfend: den eigenen Willen durchsetzen wollen;
  2. Vermeidend: das Ziel aufgeben und sich zurückziehen;
  3. Nachgebend: das Ziel aufgeben und in der Beziehung bleiben;
  4. Kompromiss suchend: sich bezüglich der Vorstellungen in der Mitte treffen;
  5. Kollaborierend: gemeinsam einen besten Weg finden.

Die drei Konfliktbewältigungsmechanismen „kämpfend, vermeidend und nachgebend“ werden längerfristig die stärksten Probleme im Arbeitsleben und in der Schule bringen. Die Konfliktbewältigungsmechanismen „kollaborierend und kompromisssuchend“ sind im Sinne selbstkompetenter, mündiger und demokratisch denkender Menschen anzustreben. Sich auf Augenhöhe zu begegnen, Empathie und Perspektivübernahme nutzend, können Konflikte für alle Seiten zufriedenstellend, kreativ und konstruktiv mit einer win-win-Lösung bearbeitet werden.

Es gibt verschiedenste Modelle und Trainingsprogramme zur Konfliktbearbeitung in der Schule, von klassenintern bis klassenübergreifend. Die Lehrer_innen-Schüler_in- nen-Konferenz von Thomas Gordon ist eines der ersten Modelle.

Gordon hat die Stichworte des „Aktiven Zuhörens“ und der „Ich-Botschaften“ geprägt, er spricht von Problemeigentümerschaft und propagiert die Methode der Konfliktlösung ohne Niederlage. Die Gewaltfreie Kommunikation von Marshall B. Rosenberg setzt auf den partnerschaftlichen Umgang zwischen Lehrkräften und Kindern und Jugendlichen und arbeitet über vier Bausteine: Klar beobachten, Gefühle zum Ausdruck bringen, zu Bedürfnissen stehen, Bitten ausdrücken. Die Mediation ist ein Verfahren, bei dem eine allparteiliche dritte Person das Gespräch führt und leitet. Viele Schulen nutzen heutzutage die Mediation zur Streitschlichtung zwischen den Schülern.

Medien: Literatur, Downloads, Links, Videos
  • Becker, G. E. (2006): Lehrer lösen Konflikte. Handlungshilfen für den Schulalltag. Weinheim und Basel: Beltz.
  • Glas, F. (61999): Konfliktmanagement. Bern: Haupt Verlag.
  • Gordon, T. (2012): Lehrer-Schüler-Konferenz. Wie man Konflikte in der Schule löst, München:GRIN. .
  • Gugel, G. (2000): Das ABC der Konfliktbearbeitung. Tübingen: Institut für Friedenspädagogik.
  • Ders. (2010): Handbuch Gewaltprävention. Grundlagen – Lernfelder – Handlungsmöglichkeiten. Tübingen: Institut für Friedenspädagogik.  auch unter http://www.schulische-gewaltpraevention.de
  • Hogger, B. (22009): Gewaltfrei miteinander umgehen. Konfliktmanagment und Mediation in Schule und Unterricht. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren.
  • Philipp, E./Rademacher, H.: Konfliktmanagement im Kollegium – Arbeitsbuch mit Modellen und Methoden. Weinheim: Beltz-Verlag 2. Aufl. 2010
  • Rosenberg, M. B. (2004): Erziehung, die das Leben bereichert. Gewaltfreie Kommunikation im Schullalltag. Paderborn: Junfermann.
  • Singer, K. (41994): Lehrer-Schüler-Konflikte gewaltfrei regeln. Weinheim und Basel: Beltz.
  • Thomas, K. W./Kilman, R. H. (o. J.): Conflict Mode Instrument (TKI).
  • www.friedenspaedagogik.de

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