Was verbindet Demokratien mit Menschenrechten? Wie können Menschen über, für und durch Menschenrechte lernen, demokratisch zusammenzuleben? Inwiefern können Kinder- und Menschenrechte junge Menschen empowern, sich für das „Prinzip einer anderen Politik“ (W. Kaleck) zu engagieren?
Mit diesen und weiteren Fragen beschäftigten sich Expert:innen aus Erziehungswissenschaft, Menschenrechtsbildung, politischer Bildung, diskriminierungskritischer Unterrichts- und Schulentwicklung, sozialwissenschaftlicher Fachdidaktik und Demokratiepädagogik am 10. Dezember 2021 bei der wissenschaftlichen Fachtagung „Was Demokratiepädagogik und Menschenrechtsbildung verbindet: Demokratiepädagogisch Menschenrechte und mit Menschenrechten Demokratie lernen?!“. Die Fachtagung wurde von der Deutschen Gesellschaft für Demokratiepädagogik e.V. (DeGeDe) ausgerichtet.
Nach der Begrüßung durch Michael Töpler (Mitglied des Vorstandes der DeGeDe) gab Prof. Dr. Heiner Bielefeldt wichtige Impulse zur Menschenrechtsbildung und betonte das „wechselseitige Umgreifen“ zwischen demokratischen Gesellschaften und Menschenrechtsbildung. Anschließend folgte ein Impulsvortrag von Christa Kaletsch und Sarah Tabatabai (Makista e.V.) zur Relevanz von Kinderrechten im Menschenrechtsdiskurs und stellten hierzu gelungene Praxisbeispiele aus Hessen vor.
In einen tieferen und konstruktiven Austausch konnten die Teilnehmenden in vier Workshops und anschließenden Diskussionsrunden gelangen:
Im Rahmen des Workshops „Menschenrechtsbildung mit interaktiven digitalen Zeugnissen“, geleitet von Fabian Heindl, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geschwister-Scholl-Institut, Lehreinheit Politische Bildung und Didaktik der Sozialkunde der LMU München, wurde zunächst das Format interaktiver digitaler Zeugnisse exemplarisch am Projekt „Lernen mit digitalen Zeugnissen“ (LediZ) der LMU München vorgestellt. Die Teilnehmenden hatten im Anschluss die Gelegenheit, selbst mit interaktiven digitalen Zeugnissen von deutschsprachigen Sinti und Roma zu interagieren und, darauf aufbauend, das Potential des Mediums für einen Einsatz in der Menschenrechtsbildung zu diskutieren.
Ein weiterer Workshop, geleitet von Leonie Kutz und Mytree Delfs, Mitarbeiterinnen der DeGeDe im Kompetenznetzwerk für Demokratiebildung im Jugendalter (KNWDJ), befasste sich mit dem Themenfeld „Diskriminierungskritische Schulentwicklung“, was zugleich auch einen Schwerpunkt der DeGeDe im KNW bildet. Zum (Projekt)Auftakt wurde im Workshop zunächst ein intersektionales und machtkritisches Diskriminierungsverständnis erarbeitet. Die Teilnehmer:innen haben sodann verschiedene Ebenen der Schulentwicklung betrachtet und anschließend gemeinsam überlegt und diskutiert, was es für diskriminierungskritische und diverstitätsorientierte Schulentwicklung alles braucht.
Im Workshop „Kinder- und Menschenrechte in demokratiepädagogischen Bildungsprozessen“, präsentierten Prof. Dr. Sören Torrau (FAU) und Prof. Dr. Markus Gloe (LMU) in einem Werkstattgespräch Interviewauszüge aus einem Forschungsprojekt, die gemeinsam mit den Teilnehmenden im Hinblick auf das Potential für Kinder- und Menschenrechtsbildung analysiert und interpretiert wurden.
Im vierten Workshop setzten sich die Teilnehmenden unter Leitung von Ahmmad Haase, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geschwister-Scholl-Institut, Lehreinheit Politische Bildung und Didaktik der Sozialkunde der LMU München, mit der „Diskriminierung von LSBTIA und queeren Menschen in der Schule“ auseinander. Nach einer Begriffsklärung lag besonderes Augenmerk auf der Frage der Sozialisation im Kontext Schule als heteronormative Institution. Abschließend gab Herr Haase einen Überblick zur rechtlichen Situation in Deutschland, Europa und darüber hinaus.
Abschließend wurden wichtige Erkenntnisse aus den Workshops im Plenum zusammengetragen und offengebliebene Aspekte diskutiert. Hierbei wurden unter anderem Gestaltungsideen und Verbindungslinien zur Entwicklung demokratischer Bildungslandschaften besprochen.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmenden und den Referierenden, die ihre Expertise und Fachkenntnisse in den Fachtag eingebracht und so einen wichtigen Teil zur Auslotung der Schnittmengen zwischen Menschenrechtsbildung und Demokratiepädagogik beigetragen haben.